Der heutige hölzerne Kirchturm wurde im Jahre 1655 unter dem Patronat des Generalmajors Jacob von Bülow (1625 bis 1681) aus groben handgebeilten Eichenstämmen errichtet. Die Finanzierung des Turms erfolgte im Rahmen einer Umlage der Kirchengemeinde durch die Einwohner des Kirchspiels Gudow. Beim Bau des Turms erhielt die Gudower Kirche auch erstmals eine mechanische Kirchturmuhr.
Die heutige mechanische Kirchturmuhr (Uhrwerk und Schlagwerk) stammt aus der Zeit von 1870-80 und wurde von Firma Weule aus Bockenem im Harz gefertigt. Das Betglockenschlagwerk stammt von 1912.
Der barocke Glockenstuhl (Bockstuhl) ist für ein Geläut von 3 Glocken ausgelegt. Im Jahre 1655 wurden des Nachts auf dem Kirchhof zwei kleine Glocken gegossen, die wiederum im Rahmen einer Umlage von den Einwohnern des Kirchspiels Gudow finanziert worden sind. Eine dieser Glocken tatnoch bis zum 26. Juli 1917 ihren Dienst, bevor sie im Rahmen kriegsbedingter Metallsammlungen in Hamburg eingeschmolzen wurde. Sie wog 130 kg und hatte einen unteren Durchmesser von 56 cm. Der Glockenmantel war schmucklos - nur eine Aufschrift "Anno Domini 1655" war auf der Glocke aufgebracht.
Im Jahre 1704 erhielt die Gudower Kirche eine neue Glocke mit einem Gewicht von 425 kg und einem unteren Durchmesser von 95 cm, die von dem Lübecker Ratsgießer Peter-Christof Geiger gegossen wurde. Der Bereich der Glockenschulter war mit einem stehenden und einem hängenden Blattornamentikfries geschmückt. Diese zarten Schmuckfriese wurden mittig durch einen umlaufenden Puttenfries getrennt. Oberhalb des Schlagrings war ein Schriftzug aufgebracht:
"Peter Christof Geiger me fecit Lubecca Anno 1704".
Darüber stand der Ortsname "Gudow". Diese Glocke wurde am 9. September 1918 aus dem Turm genommen und zur Glockensammelstelle "Gasanstalt" nach Mölln verbracht. Von dort gelangte sie nach Hamburg und wurde vermutlich einer Bronzeverwertung zugeführt und eingeschmolzen.
Über dem Glockenstuhl erhebt sich der hölzerne achtseitige barocke Turmhelm, der mit handgespaltenen Eichenholzschindeln gedeckt ist und von einem vergoldeten Wetterhahn auf der Turmspitze bekrönt wird.
Im Jahre 1730 erhielt die Gudower Kirche eine neue große Kirchenglocke, die Totenglocke. Diese Glocke wurde von dem berühmten Lübecker Ratsgießer Laurentius Strahlborn gegossen und ist eine kunsthistorisch bedeutsame Kirchenglocke von hoher Klang- und Gußqualität. Sie ist unserer Gemeinde bis heute erhalten geblieben. Die Totenglocke hat ein Gewicht von 730 kg und einen unteren Durchmesser von 108 cm. Sie tönt Nominal Fis+4´ mit einem Nachhall von 145 Sekunden. Im Bereich der Glockenschulter ist die Glocke mit sehr zarten stehenden und hängenden Regencefriesen verziert, die mittig von einem umlaufenden Schriftband
"SOLI DEO GLORIA"getrennt werden. Sie verleihen der Glocke ein sehr prachtvolles aussehen, ohne dabei überladen zu wirken.
Die zwei großen Schriftfelder weisen nach Norden und Süden und werden von jeweils 4 geflügelten Engelsköpfen und zwei Münzabdrucken sowie zwei auf Blattwerk stehenden Weinreben eingerahmt. Der Schlagring (Wolm) wird von umlaufenden Zierstegen getrennt und ist mit einem stehenden Akanthusfries verziert, dem ein umlaufendes Schriftband folgt:
"- GLORIA IN EXCELSIS DEO - Laurentius Strahlborn me fudit Lubeca Anno MDCCXXX"Das Schriftfeld, das nach Norden zum Dorf zeigt, dürfte aus der Feder von Pastor Joachim-Hinrich Donner (Pastor in Gudow von 1715 bis 1747) stammen. Dort steht geschrieben:
"Gott geb wenn ich hinfort mit mein Geläut erschalle dass sein Volck denn mit Freud zu seiner Kirchen walle Den ich im Tode einst zuletzt beläuten werde der Ruh in Jesu sanft im kühlen Schoss der Erde Ach Gott lass mich doch nie beym Feur die Sturmglock sein bewahr das gantze Land und Gudows theur Gemein."
Das Schriftfeld, das nach Süden zum Gut der Familie von Bülow zeigt lautet:
"Derrer beyden jungen hochwohlgebohrnen Herren Herrn Joachim Werner von Bülow und Herrn Detlev von Bülow hochverordnete hochwohlgebohrne Herren Vormündere Herr Melchior Sigfried von Rantzau und Herr Barthold Dietrich von Negendanck liessen diese der Gudowischen Kirche gehörige Glocke Anno 1730 verfertigen, Pastor war damals daselbst Joachim Hinrich Donner"
Die Glocke wurde im Oktober 2005 im Glockenschweißwerk Lachenmeyer in Nördlingen aufwendig restauriert und wieder an das alte Eichenholzjoch von 1730 gehängt.
Diese Bronzeglocke wurde 1958 von den Gebrüdern Bachert in Karlsruhe gefertigt. Die Marienglocke (früher Hochzeitsglocke) hat ein Gewicht 463 kg und einen unteren Durchmesser von 91 cm. Sie erklingt Nominal a+5`. Das Schriftband an der Glockenschulter lautet:
"Mich gossen Gebrüder Bachert - Karlsruhe für die Ev.-Luth. Kirche Gudow AD 1958".Nach Süden trägt die Glocke ein Schriftfeld mit der Inschrift:
"O Land, Land, Land höre des Herren Wort"Ein flaches Marienrelief nach Norden ist überschrieben mit dem Schriftzug:
"SOLI DEO GLORIA".Darunter auf dem Wolm, ebenfalls nach Norden ausgerichtet, befindet sich das Schriftband:
"Die Güte des Herrn ist alle Morgen neu"
Diese Bronzeglocke wurde 1959 ebenfalls von den Gebrüdern Bachert in Karlsruhe gefertigt. Sie hat ein Gewicht von 333 kg und einen unteren Durchmesser 81 cm. Sie erklingt Nominal h+4`. Das Schriftband an der Glockenschulter lautet:
"Mich gossen Gebrüder Bachert - Karlsruhe für die Ev.-Luth. Kirche Gudow AD 1959".Nach Norden trägt die Glocke das Christuszeichen, nach Süden das Schriftfeld:
"O REX GLORIAE CHRISTE VENI CUM PACE".Das Schriftband auf dem Wolm trägt die Inschrift:
"Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen"
Im Rahmen einer Geläutsanierung im Dezember 2005 erhielten alle drei Glocken neue Rundballenklöppel. Die Stahljoche der beiden Glocken von 1958 und 1959 wurden durch neue Eichenholzjoche ersetzt.