Lage und Geschichte der St. Marien-Kirche zu Gudow

Um das Jahr 700 besiedelten Slawen vom Stamm der Polaben das Gebiet. So ist auch der Name Gudow slawischen Ursprungs. ,,Gud" oder ,,god" bedeutet indogermanisch "gut", und die Silbe "ow" oder "owe" soviel wie Gut oder Hof. So deuten Slawisten den Namen "Gudow" als "Hof bzw. Hofstätte des Tauglichen".

Seine erste urkundliche Erwähnung erfährt der Ort Gudow im Jahre 1194 in einem Zehntregister des Domstiftes zu Ratzeburg. Es ist anzunehmen, daß bereits vor der oben angeführten Nennung im Dorf Gudow eine Kirche gestanden hat. 1143 belehnte der Sachsenherzog Heinrich der Löwe (1129 -1195) den Grafen Heinrich von Botwide (Badewide) mit der Grafschaft Ratzeburg und gründete 1154 das Bistum Ratzeburg. Er holte westfälische Siedler ins Land. Als ersten Bischof des neuerrichteten Bistums setzte er Evermod ein. Bestätigung für die frühe Geschichte des Gudower Raumes finden wir in der Chronica Slavorum des Priesters Helmold von Bosau. Es heißt hier: "Auch im Lande der Polaben wurde die Zahl der Kirchen des Bischofs Evermod und des Grafen Heinrichs von Ratzeburg vermehrt." Die in der Chronik angesprochene Zeit der Kirchengründungen kann sich nur auf das Jahrzehnt zwischen 1154, dem Gründungsjahr des Bistums Ratzeburg, und 1164, dem Todesjahr Heinrichs von Botwide, beziehen. In diesem Jahrzehnt dürfen wohl auch die Anfänge des Gudower Kirchenbaus anzusetzen sein. Der ursprüngliche Grundriß der Kirche entspricht in seinen Ausmaßen und seiner Architektur dem der ostholsteinischen Vicelinkirchen von Bosau, Ratekau und Süsel, die aus der gleichen Zeit stammen.

Seit 1174 war mit der Gudower Kirche ein Patronat verbunden, das der jeweilige Grundherr von Gudow ausübte. Der Patron hatte materiell für den Erhalt der Kirche und Pfarre zu sorgen, und ihm standen dafür gewisse Rechte zu. So hatte er das Besetzungsrecht der Pfarrstelle. 1470 wurde das Gut Gudow durch die Familie von Bülow gekauft, die bis auf den heutigen Tag hier ansässig ist und das Patronat in einer der heutigen Zeit an-gepaßten Form noch ausübt. Der jeweilige Besitzer von Gudow hatte im alten Herzogtum Lauenburg das Amt des Erblandmarschalls inne, d.h. er war Sprecher der Ritter- und Landschaft gegenüber dem Herzog. Nach der Eingliederung des Herzogtums Lauenburg in den preußischen Staatsverband im letzten Jahrhundert ging dieses Amt verloren. Danach wurde das Amt des Erblandmarschalls ein Titel, der der Familie von Bülow vom Preußischen König verliehen wurde. Die reiche Ausschmückung der Kirche mit Kunstwerken geht größtenteils auf diese Familie zurück.

1530 wurde im Herzogtum Lauenburg die Reformation eingeführt, und die Marienkirche wurde lutherisch. Die Kirchenvisitationsprotokolle berichten danach manches Interessante über den baulichen Zustand der Kirche, über die kirchlichen Zustände der Zeit und ihren Besitz.


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